Am Sonntag, den 11. August 2024, wurde mit einer kleinen, aber liebenswerten Feierlichkeit das 140-jährige Jubiläum der Strecke Marvejols - Mende begangen. Für die Ehrenamtlichen der in Langogne ansässigen Association des passionnés de l'X2800
www.ap2800.fr/ war das eine willkommene Gelegenheit, der nach einer aufwändigen Motorinstandsetzung an einem der beiden Triebwagen in den vergangenen Jahren nun wieder komplettierten Garnitur aus X 2819, dem Beiwagen XR 6091 und X 2914 eine Ausfahrt zu gönnen und den "Translozérien" auf gesamter Länge zu bereisen, zuzüglich einer mittäglichen Pendelfahrt von Marvejols nach Mende und zurück.
Bei bestem Sommerwetter, das Fahrgäste und die zahlreich angereisten Fotografen gleichermaßen begeisterte, ging es mit dem typischen Sound der 825 PS starken MGO-Motoren über das "Dach Frankreichs". Eine perfekt inszenierte Reise zurück in die 80er und 90er Jahre, als die Triebwagen im blau-weißen « Massif Central »-Look das typische Fahrzeug schlechthin auf Frankreichs höchster nicht elektrifizierter Bahnstrecke waren.
Als sich der Tag schon langsam dem Ende entgegen neigte, führte der Rückweg das Gespann als Train spécial 22459 (Marvejols - Langogne) nochmals über den größten Kunstbau der Strecke, den rund 230 Meter langen Steinbogenviadukt von Mirandol, der nicht nur den Chassezac - einen etwa 85 Kilometer langen Nebenfluss der Ardèche - überquert, sondern die Bahnlinie auch in luftiger Höhe über die Dächer des Ortes hinweg trägt. Er ist Teil der bemerkenswerten ingenieurtechnischen Leistung, die hier Ende des 19. Jahrunderts vollbracht wurde. Welche aufwändigen Planungen der Ausführung vorangegangen sind, belegt auch eine literarische Schilderung von Robert Louis Stevenson, der auf seiner "Reise mit dem Esel durch die Cevennen" (im Original "Travels with a Donkey in the Cévennes") im Herbst 1878 in einer einfachen Auberge im nahegelegenen Chasseradès auf Arbeiter des Vermessungstrupps der Bahngesellschaft stieß. Heute führt der "Chemin de Stevenson" (GR70) direkt am Viadukt vorbei...
Zwar hat der Zug den Kulminationspunkt der Strecke hier bereits hinter sich gelassen, doch ein vorangegangenes Abbremsen auf annähernd Schrittgeschwindigkeit - sicher der schönen Aussicht wegen - und die bevorstehende kurze, aber intensive Zwischensteigung bis zum Bahnhof von Chasseradès ließen den Lokführer noch einmal hochschalten. Entsprechend kräftig heulten die Motoren auf und verbreiteten die kernigen MGO-Klänge im Tal. Erst ab Chasseradès wird es dann bis zum Streckenendpunkt in La Bastide, wo die Cevennenbahn erreicht wird, stetig bergab gehen.