... war, als er in Wolfsburg tätig wurde, neben Le Corbusier und Ludwig Mies van der Rohe eine weltweit anerkannte und maßstabsetzende Symbolfigur der Internationalen Moderne.
Im Unterschied zu diesen Architekten spielte jedoch der Kirchenbau im Schaffen des Finnen von Anfang an eine wichtige Rolle. Sein Werkverzeichnis notiert insgesamt 37 sakrale Bauprojekte, darunter 22 Kirchen.
Aus dem öffentlichen Raum - in diesem Falle direkt vom Marktplatz aus - gelangt der Besucher in einen taghellen, hohen Innenraum, der nicht ausgesprochen "sakral" im üblichen Sinne wirkt. Der über einem trapezförmigen Grundriss errichtete Raum wirkt weit, dabei aber recht kurz. Altar, Kanzel und Orgel sind in der für Aalto typischen Konstellation im Blickfeld der Gemeinde vereint und rücken dem Gottesdienstbesucher sehr nahe.
Die Kanzel hat ihrer gottesdienstlichen Bedeutung gemäß ein eigenes Raumkompartiment. Hinter ihr ist der Raum wie ein kleiner Chor polygonal umbrochen, so daß die Wand den Kanzelkorb wie eine hohle Hand als schallreflektierende Fläche hinterfängt.
Kreisrunde, hölzerne Schallreflektoren sind unter die Decke gehängt, die vom Altarrum her leicht ansteigt. Diese Holzschirme wirken wie schwebend. Sie sind das auffälligste Elemente des Raumbildes.
Akustik wird in diesem Kirchenraum, gemäß der Bedeutung, die dem gesprochenem Wort im evangelischen Gottesdienst zukommt, durch die Reflektoren geradezu sichtbar. An die Stelle der traditionellen hölzernen Kassettendecke setze Aalto nach eigenem Bekunden eine betont moderne Form, die in gleicher Weise eine gute Akustik gewährleisten konnte. Zugleich liegt in der Schirmform der Reflektoren ein beschützender Gestus.
Das Altarbild, in dem ich erst nach längerem Hinschauen in den dem Bauhaus entlehnten Formen ein Kreuz entdecken konnte, wurde nicht von Aalto, sondern vom Wolfsburger Bildhauer Jochen Kramer geschaffen.
(Quelle:
www.stephanus-wolfsburg.de/kirche/Aalto)