Mit diesem und den folgenden Bildern erzähle ich euch ein wenig von einem Architekten, mit dem ich mich erst seit Kurzem beschäftige.
Es handelt sich um Alvar Aalto (1898-1976)
Er zählt neben Le Corbusier, Mies van der Rohe und anderen zu den "Großen" in der Architektur des 20. Jahrhunderts. Aalto wurde zum Vorbild für eine moderne Gestaltung, die sich ausschliesslich am Menschen orientiert.
Nach dem Krieg pilgerte eine Generation deutscher Architekten zu seinen Bauten, viele Schweizer arbeiteten in seinem Atelier und auch in Österreich wurden seine Ideen aufgegriffen. Die von seinem reichen Werk ausgehenden Impulse für eine „Humanisierung der Architektur“ (Aalto) sind bis heute wirksam.
Zu den deutschsprachigen Ländern hatte Aalto, der fließend deutsch sprach, eine besondere Beziehung. Außerhalb seiner finnischen Heimat befinden sich in Deutschland die meisten seiner Bauten.
Drei von ihnen in Wolfsburg - einer Stadt, die bei mir gleich "um die Ecke" liegt.
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Alvar Aalto verwirklichte in Deutschland sechs von ihm geplante Gebäude.
Drei davon befinden sich in Wolfsburg.
Nach seinen Entwürfen waren 1962 bereits das Kulturzentrum in der Wolfsburger Innenstadt und die evangelisch-lutherische Heilig-Geist-Kirche mit Gemeindezentrum entstanden.
Wikipedia weiß dazu Folgendes:
"Die Stephanuskirche am Detmeroder Markt ist als moderner Sakralbau denkmalgeschützt. Sie zeigt als Spätwerk Aaltos eine Rückkehr zum Funktionalismus der 1930er Jahre
Die Kirche liegt am Nordrand des urbanen Stadtteilzentrums am Endpunkt zweier Einkaufsstraßen auf einer leichten Anhöhe.
Vom Einkaufszentrum aus zeigt sie eine fensterlose Fassade, die mit Carrara-Marmor verkleidet ist und durch ein Kragdach unterbrochen wird...
An der östlichen Seite thront der freistehende Glockenturm auf neun weiß gestrichenen Betonsäulen. Ursprünglich waren zwölf Säulen vorgesehen. Auch fehlen dem Turm bis heute die Glocken und die im Entwurf vorgesehenen halbtransparenten Holzlamellen..."
Bekränzt von frühlingshaftem Grün und überspannt von einem nahezu klarblauen Himmel wirkt das Weiß von Fassade und Turm nahezu überirdisch...
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... war, als er in Wolfsburg tätig wurde, neben Le Corbusier und Ludwig Mies van der Rohe eine weltweit anerkannte und maßstabsetzende Symbolfigur der Internationalen Moderne.
Im Unterschied zu diesen Architekten spielte jedoch der Kirchenbau im Schaffen des Finnen von Anfang an eine wichtige Rolle. Sein Werkverzeichnis notiert insgesamt 37 sakrale Bauprojekte, darunter 22 Kirchen.
Aus dem öffentlichen Raum - in diesem Falle direkt vom Marktplatz aus - gelangt der Besucher in einen taghellen, hohen Innenraum, der nicht ausgesprochen "sakral" im üblichen Sinne wirkt. Der über einem trapezförmigen Grundriss errichtete Raum wirkt weit, dabei aber recht kurz. Altar, Kanzel und Orgel sind in der für Aalto typischen Konstellation im Blickfeld der Gemeinde vereint und rücken dem Gottesdienstbesucher sehr nahe.
Die Kanzel hat ihrer gottesdienstlichen Bedeutung gemäß ein eigenes Raumkompartiment. Hinter ihr ist der Raum wie ein kleiner Chor polygonal umbrochen, so daß die Wand den Kanzelkorb wie eine hohle Hand als schallreflektierende Fläche hinterfängt.
Kreisrunde, hölzerne Schallreflektoren sind unter die Decke gehängt, die vom Altarrum her leicht ansteigt. Diese Holzschirme wirken wie schwebend. Sie sind das auffälligste Elemente des Raumbildes.
Akustik wird in diesem Kirchenraum, gemäß der Bedeutung, die dem gesprochenem Wort im evangelischen Gottesdienst zukommt, durch die Reflektoren geradezu sichtbar. An die Stelle der traditionellen hölzernen Kassettendecke setze Aalto nach eigenem Bekunden eine betont moderne Form, die in gleicher Weise eine gute Akustik gewährleisten konnte. Zugleich liegt in der Schirmform der Reflektoren ein beschützender Gestus.
Das Altarbild, in dem ich erst nach längerem Hinschauen in den dem Bauhaus entlehnten Formen ein Kreuz entdecken konnte, wurde nicht von Aalto, sondern vom Wolfsburger Bildhauer Jochen Kramer geschaffen.
(Quelle: www.stephanus-wolfsburg.de/kirche/Aalto)
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Wie einige Architekten seiner Zeit konnte Alvar Aalto viel mehr, als Häuser zu planen und zu bauen. Es war ihm wichtig, dass ein Gebäude als Ganzes erscheint. Daher begann er, Möbel und Leuchten zu entwerfen, die zu seinem architektonischen Stil passten – und das mit großem Erfolg.
Seine Hauptinspiration für die Beleuchtung waren die Sonnenstrahlen und die Wirkung des Lichts. Die Natur war überhaupt eine große Inspirationsquelle für ihn, wie seine Architektur und sein Design zeigen. Seine Möbel, und ebenso seine Lampen haben inzwischen einen klassischen Status erreicht.
Hier zwei "Retro"-Modelle aus der Bibliothek des Kulturhauses in Wolfsburg.
Mich erinnerten sie an gerade startende Raketen - und was würde zum heutigen Himmelfahrtstag besser passen? ;-))
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Auditorium im Kulturhaus Wolfsburg
Architekt: Alvar Aalto
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